Nicht die Ersten: Bewegungsgeschichten von Queers of Color in Deutschland
»Nicht die Ersten« versammelt Bewegungsgeschichten queerer Schwarzer Menschen und People of Color in Deutschland von den 1980er-Jahren bis heute. Dabei rücken die Erzählungen von Zeitzeug*innen selbst in den Fokus der Geschichtsschreibung.
Der Band versteht sich als aktivistische Intervention in eine cis heteronormative Geschichte antirassistischer Kämpfe einerseits und eine weiße Erzählung queerer Geschichte andererseits. Damit stellt der Band zugleich ein Bewegungsarchiv und ein Beitrag zu einer »Queer of Color«-Kritikperspektive im deutschsprachigen Kontext dar. Er fragt danach, wo, wann und wie Geschichte(n) erinnert werden, und verweist darauf, dass gesellschaftliche Kämpfe in ihren konkreten wie theoretischen Bezügen in einem geschichtlichen Kontext stehen. Heutige Kämpfe fußen auf vergangenen Auseinandersetzungen, haben immer eine Geschichte, mag diese noch so fragmentarisch oder brüchig erscheinen.
Nach den Aufbrüchen in den 1980ern werden der Mauerfall und die frühen Jahre der »Wiedervereinigung« zum Kristallisationspunkt einer Gegensatzbeziehung: Für eine weiße schwul-lesbische Bürgerrechtsbewegung sind sie der Beginn eines erfolgreichen Marsches durch die Institutionen, für migrantische Communitys wird die Wendezeit als »Baseballschläger-Jahre« in die kollektive Erinnerung eingehen. Queerfeindlichkeit wird externalisiert und als Problem »migrantischer« Communitys dargestellt. In einer Welt, in der queere Körper als weiß, und People of Color als ihr gewaltvolles Gegenüber konstruiert werden, erscheint die Existenz von queeren Körpern of Color unmöglich.
Der Band archiviert erfolgreiche und anhaltende Kämpfe von Queers of Color, von »Elders«, von Vorbildern. Die Texte geben Zeugnis und Inspiration für gegenwärtige und zukünftige Generationen von Queers of Color in ihren Kämpfen gegen Kapitalismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit, Sexismus und für emanzipatorische Freiräume.
Mit Beiträgen von: Koray Yılmaz-Günay, Jasmin Eding, İpek İpekçioğlu, Cihangir Gümüstürkmen, Saideh Saadat-Lendle, Paisley Dalton, Tsepo Bollwinkel, Birol Işık, Zezé Soarez, Amir Saëmian, Jin Haritaworn, Newroz Çelik, Mina Jawad, Wassan Ali und Thao Ho.